Thursday, September 17, 2009

TERMINE 2009 - 5. - 27. September 2009 - BERLIN: Ausstellung















Eine Ausstellung im Berliner Tacheles gibt einen guten Überblick über die linke Plakatkunst der letzten dreißig Jahre und lädt zu Betrachtungen über den Wandel der linken Ästhetik ein.
Die Ausstellung „Der Kampf ist weiter“ ist noch bis zum 27.September täglich außer Montag und Dienstag von 15 Uhr bis 20 Uhr im Kulturhaus Tacheles, Oranienburger Straße 54 – 56 zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Fünf maskierte Personen ziehen an kräftig an einem Kriegerdenkmal. Daneben steht die Parole „Alle werden fallen“.
Vor 20 Jahren durfte dieses Plakat in kaum einer linken westdeutschen Wohngemeinschaft fehlen. Als der Staatsschutz wegen des Plakates ermittelte, steigerte sich das Interesse noch. Irgendwann geriet es in Vergessenheit. Jetzt kann es in Berlin im Rahmen der Ausstellung „Die Kunst geht weiter“ im Berliner Kunsthaus Tacheles wieder entdeckt werden. Die Exposition vermittelt einen guten Überblick über die Arbeit des linken Kollektivs Kunst und Kampf (Kuk). Es stand der antifaschistischen Linken in Göttingen nahe, die sich Ende der 80er Jahre davon verabschiedete, politische Plakate im Punkstil zu gestalten.
Die Plakate von Kuk waren bunt, die Parolen und Forderungen waren nicht zu übersehen. Damit stieß sie bei manchen Linken in einer Zeit auf Widerstand, als Computer und Farbdrucker noch keine Haushaltsgeräte waren. Wenn mensch die Plakate heute betrachtet, muss man KuK bescheinigen, Pioniere im Bereich der politischen Plakatkunst gewesen zu sein. Dass sie keine TechnikfeindInnen waren, sieht man schn daran, dass bereits auf einem Plakat aus dem Jahr 1999 ein Laptop zu sehen ist.
Viele der ausgestellten Plakate, Transparente und Installationen haben antifaschistische Mobilisierungen der späten 80ern und frühen 90er Jahre zum Thema. Auch für Demonstrationen gegen staatliche Repression und für internationalistische Kampagnen wurde mit den Plakaten geworben. Eine Plakatserie widmet sich der Geschichte der Arbeiterbewegung und des antifaschistischen Widerstands.
Auf kurzen Texten wird über den historischen Kontext der Postermotive und über die Reaktion auf die Plakate informiert. So gab es immer wieder Ermittlungsverfahren und oft auch Hausdurchsuchungen. Bei der Erstellung eines Wandbilds von KuK in Göttingen war der Staatsschutz ständiger Beobachter. Ein Auszug aus einem Bericht ist in der Ausstellung zu finden. Interessant ist zu beobachten, wie sich die Plakatästhetik im Laufe der Jahre veränderte. Während Ende 80er Jahre in erster Linie ein Bild der Stärke und Geschlossenheit vermittelt werden sollte, kamen danach ironische Stilmittel immer mehr zum Einsatz. So waren auf einen Plakat Mitte der 90er Jahre die dargestellten Demonstrantinnen nicht mehr einheitlich dunkel gekleidet, sondern trugen rote Jacken, gelbe Handschuhe oder grüne Schuhe. Sofort machte die Menschenmasse einen viel freundlicheren Eindruck. Allerdings stieß die künstlerische Einfärbung in der linken Szene nicht nur auf Zustimmung. Doch KuK hat den Umgang mit Widersprüchen auch in den eigenen Reihen nie gescheut. Darin dürfte ein Grund dafür liegen, dass auch die älteren Plakate noch immer sehr aktuell wirken.
Die Ausstellung solle dazu anregen, über den Wandel der linken Plakatkunst in den letzten 30 Jahren nachzudenken. Ende der 80er Jahre waren in der linken Szene bunte Plakatmotive eine Ausnahme und nicht immer gerne gesehen. Heute sind sie nicht mehr wegzudenken. Das ist sicher der rasanten technischen Entwicklung geschuldet.
Aber gerade eine solche Ausstellung sollte sich Gedanken darüber machen, welche Folgen nicht nur in ästhetischer Hinsicht diese Veränderungen haben.

Denn solche Debatten sind notwendig, damit nicht nur die Kunst sondern auch der Kampf weitergeht.

www.kunst-und-kampf.de/


immer mittwochs bis sonntags von ca. 15-20 Uhr im Tacheles, Oranienburger Straße 54
U6 bis Oranienburger Tor

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