Thursday, November 10, 2011

Interview: Amewu // Translating Hip Hop Festival

Im Zuge des Translating Hip Hop Festivals hatten wir die Möglichkeit mit dem Berliner Rapper Amewu ein Interview zu führen. Mehr zu dem Festival erfahrt ihr hier. Das Interview gibts nach dem Sprung. Danke an Amewu an dieser Stelle, leider hatten wir nur 25 min. Zeit, dennoch gab es genug zu erzählen. (Thx. Max & Susanne)

solo+jimmmy





Guten Tag Amewu, stell dich kurz vor..

Ich bin Amewu, ich mache seit ca. 13 Jahren Rap Musik und bin gerade beim Translating Hip Hop und gebe euch ein Interview...

Wann hast du zum ersten mal mit dem Goethe Institut und dem "Haus der Kulturen der Welt" zusammen gearbeitet?

Letzes Jahr habe ich zum ersten mal etwas mit dem Goethe Institut zusammen gemacht, da war ich in Mosambik, in Maputo. Das hatte aber nichts mit dem Translating Hip Hop zu tun, sondern kam eher zufällig zustande über Staiger. Er hatte mich über unser Label angefragt, weil sie Leute für ein Festival in Maputo brauchten. Ich bin dann alleine hingeflogen. Es war eine sehr interessante Erfahrung und die Leute vom Goethe Institut vor Ort waren sehr freundlich. Ich habe dort ein Konzert und einen Workshop gegeben als Teil eines großen Musik Festivals, wo ich viele andere Musiker getroffen habe. Die Zusammenarbeit für das Translating Hip Hop Projekt ist aus einer anderen Ecke entstanden. Ich habe irgendwann in der TU Berlin bei der langen Nacht der Wissenschaften gerappt und dort auch Susanne Stemmler kennengelernt, die ja auch für das "Haus der Welt der Kulturen" arbeitet und zugleich für "Translating Hip Hop" verantwortlich ist. Wir haben uns danach noch ein paar mal getroffen und sie hat erzählt, dass sie ein Projekt plant (nämlich Translating Hip Hop) und als das letztendlich genehmigt wurde, hat sie Bescheid gesagt. Das Projekt läuft über das HdKdW und die arbeiten jetzt widerum mit dem Goethe Institut zusammen.

Inwiefern beeinflussen diese Projekte und die Zusammenarbeit mit Künstlern aus aller Welt dich und deine künstlerische Arbeit?

Erstmal muß ich dazu sagen, dass es in Berlin nicht so selten ist, dass man Musiker (Rapper) aus anderen Ländern trifft. Die Erfahrung hatte ich schon vorher, aber ich war mit den Leuten nicht gemeinsam in den jeweiligen Ländern, was eine andere Erfahrung ist, weil man sieht, wo und wie die Leute leben. Leider hatten wir teilweise weniger Zeit als ich mir gewünscht hätte, um mit den jeweiligen Personen Zeit zu verbringen und die lokale Szene kennen zu lernen, da die Arbeit an den Songs und den Auftritten sehr zeitintensiv war. Es ist auf jeden Fall sehr inspirierend gewesen. Bei Diana (Diana Avella // Bogota), von der ich den Text übersetzt habe, bin ich sehr tief eingestiegen in den Song und hab auch sehr viele Fragen gestellt, bis sogar sie überrascht war, wie jemand über ihren Song und die einzelnen Aussagen überhaupt so viele Fragen stellen kann, aber da bin ich vielleicht auch sehr speziell. Mich haben ihre Überzeugungen sehr interessiert, damit ich genauer übersetzen kann und genauer verstehe, was sie damit gemeint hat.
Die Leute, die hier zusammen kommen sind sehr positiv, haben sehr viel Energie und das nutzt man gemeinsam bei der Verwirklichung des Projektes. Zudem hilft es einem, wenn man an einem Ort auftritt, wo einen kaum jemand versteht und auch die Szene ganz anders ist, zu verstehen, welchen Effekt es für einen selber hat, wie man wirkt, was die wichtigen Dinge dabei sind und wie man sich gibt. Bei dem Übersetzungsprozess lernt man damit umzugehen und unter starken Einschränkungen zu arbeiten; wieviele Silben man benutzt, welches Reim-pattern passt plus der Inhalt muss auch am Original bleiben. Auf der anderen Seite muß ich sagen, dass ich, bevor das mit den Reisen losging, nicht viel gereist bin und zufrieden damit war, in meiner Wohnung zu sitzen oder bei mir in der Gegend rumzulaufen und da meine Inspirationen zu sammeln. Ich sammle zwar krasse Erfahrungen auf den Reisen, aber die sammle ich auch in der Stadt, in der ich lebe.

Welche Station war für dich die interessanteste auf deinen Reisen?

Ich war in Kolumbien und auf den Philippinen. Libanon (Beirut) wäre noch mein Wunschort gewesen, aber das hat leider nicht geklappt. Ein krasses Erlebnis war der Aufenthalt in den Slums von Tondo, Manila, wo die Jungs von "Tondo Tribe" herkommen, die gerade hier sind. Eine Freundin, die 2 Jahre auf den Philippinen gelebt hat, erzählte uns später, das, man normalerweise nicht so einfach hinkommt und wenn man sieht, wie die Menschen dort leben müssen und wie die Lebensumstände sind, kann man sich auch vorstellen warum. Wir sind damals einfach reingelaufen und die Menschen waren sehr freundlich zu uns und wir hatten auch viel Spaß mit den Kids beim Rappen und Musik machen. 

Wieviel bedeutet dir Message in deinen Texten. Wie nimmst du die (deutsche) Rapszene war. Und wie war das früher?

Ich bin seitdem ich ernsthaft Rap betreibe immer sehr eigen gewesen und mir wurde schon sehr früh gesagt, dass ich nicht so kompliziert schreiben soll, eher leichter und langsamer

Rap vor 10 Jahren, da war ich 18, da hab ich Dinge sicher unreflektierter betrachtet und Rap war noch nicht so aggressiv unterwegs. Ich kann die Entwicklung nicht so fest machen, aber es war damals mehr auf Spaß und Party aus und dann kam dieses Berlin-Ding. Da habe ich von verschiedenen Leuten gesagt gekriegt, beispielsweise von Freunden aus Hamburg, Berlin hat Hip Hop kaputt gemacht, ich seh das halt nicht so. Ich war zwar genervt davon, aber ich mag aggressive Musik, weil mich genügend Dinge, die in meiner Umgebung und auf der Welt passieren, aufregen, die in dieser Art von aggressiver Musik aber nicht ausgedrückt werden. Der Grund, warum jemand aggressive Musik macht, sollte ersichtlich sein und im Moment ist es so, dass jeder, der ein paar Reime zusammenbauen kann, etwas vor sich hinrappt. Schlimm ist auch, was für Leute auf einmal da mitmischen, im Game sozusagen (lacht), irgendwelche Leute, die nichts mit Musik zu tun haben. Kriminelle Hintergründe, Gewalt etc. passiert, aber es hat nichts in der Musik zu suchen. Man kann auch nichts dagegen machen, wenn ich mich darüber aufrege, kriege ich wahrscheinlich Ärger, aber es hat nichts mit Musik zu tun und es nervt einfach. Ich bin MC ABC, ich kann gar nicht richtig Rappen, aber ich disse dich und wenn du antwortest, komme ich in dein Studio und verprügle dich. Er kann mir dann auf die Fresse hauen, aber ich Rappe dann immer noch besser. Gleichzeitig gibt es eine Entwicklung des zunehmenden Zynismus im Rap. Dinge zu sagen, die man aber nicht so meint, weil man ja angeblich viel intelligenter ist. Technisch hat sich viel getan, die Leute lernen dazu, aber es macht den Anschein, dass die Leute zu wenig über ihre Emotionen oder die positive Art zu Leben gelernt haben. Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit ist stark abhanden gegangen. Es werden krasse Punchlines oder Reim-patterns gefeiert, die ich auch selber feiern kann, ich mich dennoch frage für : was? Für mich ist das Ok. Du hast eine Atombombe gebaut – krasse Leistung – aber was machst du jetzt damit?

Kurz noch der politische Aspekt…(auch in Bezug zum 1.Mai, angelehnt an die Youtube Videos)

Der 1.Mai ist ein spezielles Ereignis für mich, das hat vor ein paar Jahren angefangen, da mußte ich ewig auf meinen Auftritt warten, mein Bruder ist in der Zwischenzeit gegangen nach 3 Stunden aggressiver Musik und auch ich selbst war sehr genervt, weil es so Energiefressend ist, wenn da einer auf die Bühne kommt und darüber rappt, wie er alles und jeden f**** und sofort geht die erste Schlägerei los und man denkt sich natürlich, du verbreitest so eine aggressive Stimmung und verursachst genau das. Und zu guter Letzt sollte mein Auftritt noch gestrichen werden und da bin ich sehr wütend auf die Bühne gegangen und der Auftritt hat dann auch seinen Eindruck hinterlassen. Mir ist sehr wichtig, die Leute der Frage auszusetzen, warum sie auf den 1.Mai gehen und warum sie so oft nur das bedienen, was als Klischee über die Jahre konstruiert wurde und was durch viele dann bestätigt wird. Es ist definitiv stärker, wenn eine Person etwas sinnvolles macht für ihre Umgebung (sein Viertel) und wirkliche Probleme angegangen werden. Natürlich werde ich dafür ausgebuht und sehe aber zugleich die eine Person, die dafür ist und dafür positive Reaktionen zeigt und dann dafür von allen anderen komisch angeguckt wird, aber das ist für mich der positive Funke, der wichtig ist, ansonsten brauch ich auch nicht zu Rappe,n wenn ich nichts zu sagen habe.

Wie sehen deinen zukünftigen Projekte aus, was steht nach dem TTH auf der Aufgabenliste?

Ich arbeite gerade an einem Mini-Projekt, ich kann noch nicht viel darüber erzählen, aber es wird eine EP, die als nächstes veröffentlicht wird und ich arbeite natürlich am kommenden Album, wofür ich nicht mehr soviel Zeit habe es fertig zu stellen, aber ihr seht ja, ich hab viel zu tun (lacht). Das Album erscheint Mitte nächsten Jahres vor der Festival-Saison. Bis jetzt ist es unerwarteter Weise sehr ruhig und langsam geworden. Aber jetzt erstmal das TTH Projekt zum Abschluss bringen, es hat seine ganz eigenen Herausforderungen mit soviel Leuten und viel Technik zu arbeiten und macht es auch anderweitig interessant.

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